Auch 2021 Jahr sind wir am 31.12 vor den Knast gezogen. Für uns ist diese Demo ein wichtiges Zeichen von Solidarität und Ablehnung eines Systems, das auf Strafe und Kontrolle basiert.

Wir fordern Freiheit für alle Gefangenen und unterschieden hier bewusst nicht zwischen „politisch“ und „unpolitisch“. Wir lehnen generell die Idee hinter Knästen, also Menschen einzusperren, ab und stellen den Mehrwert der dadurch für eine Gesellschaft erzeugt werden soll in Frage. Das bedeutet nicht, das wir im Umkehrschluss jedes Verhalten tolerieren möchten, wir finden allerdings die Methode „aus den Augen, aus dem Sinn“ weder emanzipatorisch, noch zielführend.

Im Knast werden Menschen isoliert, gebrochen und rund um die Uhr kontrolliert. Wir verstehen nicht, wo die Illusion herkommt, dadurch einen „besseren“ Menschen zu produzieren, irgendwen zu therapieren oder Menschen voreinander zu schützen. Knast funktioniert nicht mal innerhalb seiner eigenen Logik, weil er mehr „Kriminalität“* erzeugt, als verhindert –zumindest erzählen uns das die hohen Rückfallquoten.

In Zeiten zunehmender Kontrolle finden wir es wichtig, immer wieder darauf aufmerksam zu machen. Der Knast ist da nur die offensichtlichste Ausprägung. In fast allen Bundesländern gibt es neue Polizeigesetze, dabei wurden in jedem die Befugnisse der Bullen erweitert. Einiges was vor Jahrzehnten in dystopischen Romanen thematisiert wurde, ist heute traurige Realität. Mehr Informationen zu den geänderten Polizeigesetzen in den unterschiedlichen Bundesländern findet ihr hier: https://polizeigesetz.nirgendwo.info/

Wir rufen weiterhin dazu auf, die Isolation zu durchbrechen, mit Inhaftierten in Kontakt zu treten und ihre Forderungen und Ängste ernst zu nehmen. Sie leiden unter den pandemiebedingten Einschränkungen mehr als wir draußen und jede*r der*die mal in Quarantäne saß, kann vielleicht ein bisschen mehr nachvollziehen, was es bedeutet, eingesperrt und komplett auf andere angewiesen zu sein (Ps: im Knast gibt es kein Netflix…).

Und zum Schluss noch kurz zur reflexhaft immer wieder gestellten Frage: „Aber was ist denn mit den Vergewaltiger*innen, Mörder*innen, …?“

Wenn wir „nur noch“ über diesen Prozentsatz reden wollen, können wir schon mal die Mehrzahl der Menschen freilassen. Die meisten Personen sitzen nämlich nicht weil sie einer anderen Person weh getan haben.

Wir finden es wichtig über Umgangsformen mit Verhalten das wir nicht akzeptabel finden zu diskutieren, halten es allerdings für falsch, dies den Bullen und der Justiz zu überlassen. Zum Einen weil wir nicht finden, dass da was Gutes bei rauskommt (z.B.: Betroffene sexualisierter Gewalt durchlaufen bei dem Versuch einer Anzeige oft eine traumatisierende Behandlung), zum Anderen weil diese Maßnahmen nach der „Tat“ selbst ansetzen. Wir finden es viel sinnvoller zu diskutieren, wie wir alle besser aufeinander aufpassen können und schon im Vorfeld einschreiten.

Und klar ist das zum Teil eine utopische Herangehensweise, aber deshalb wird sie in unseren Augen nicht falsch.

Für eine Welt ohne Knäste!

Bericht der Demo 2020, Bericht der Demo 2019,  Bericht Demo 2017

*Wir setzen hier Kriminalität bewusst in Anführungszeichen. Vieles was als „kriminell“, also falsch gilt, ist es in unseren Augen nicht. Wir lehnen die rassistische, kapitalistische und patriarchale Gesellschaft ab, die durch unser Justizsystem geschützt wird.

[foogallery id=“1629″]