Am heutigen 31. Dezember demonstrierten zwischen 30 und 40 Personen am Flensburger Knast gegen einsperrende Institutionen. Wir dokumentieren die auf der Demo gehaltene Rede und ein paar Fotos wollen wir euch natürlich auch nicht vorenthalten:

Ich möchte mit einem Zitat von Oscar Wilde beginnen: „Wenn man die Geschichte erforscht, nicht in den gereinigten Ausgaben, die für Volksschüler und Gymnasiasten veranstaltet sind, sondern in den echten Quellen aus der jeweiligen Zeit, dann wird man völlig von Ekel erfüllt, nicht wegen der Taten der Verbrecher, sondern wegen der Strafen, die die Guten auferlegt haben; und eine Gemeinschaft wird unendlich mehr durch das gewohnheitsmäßige Verhängen von Strafen verroht als durch das gelegentliche Vorkommen von Verbrechen“

Das schreib er 1891 und leitete daraus eine fundamentale Ablehnung des Prinzips Strafe her. Wir stehen hier in eben dieser Überzeugung. Wir stehen hier vor den Mauern einer beliebigen Justizvollzugsanstalt in der Menschen ihrer Freiheit beraubt und Tag für Tag erniedrigt werden. Die Illusion damit sei irgendwem geholfen wollen wir mit unseren Aktionen angreifen. Wir alle erleben das System von Strafe und Sanktionen täglich bei Jobcentern, Jugendämtern, Schule, Job oder Psychiatrie. Einer der traurigen, bitteren und wutauslösenden Höhepunkte dieser Logik ist der Knast vor dem wir stehen.

An vielen anderen Orten werden Menschen eingesperrt. Ob vor den Knästen, Psychiatrien oder den Abschiebeknästen, wo Menschen in Abschiebehaft gehalten werden, da sie die falschen oder gar keine Papiere besitzen, wollen wir zusammenkommen, um die Einsamkeit und Isolation zu durchbrechen. 


Dieses Knastsystem ist nicht reformierbar, denn es ist von Grund auf falsch, hier und überall. Es macht keinen besseren Menschen, es trägt nicht zur Lösung sozialer Konflikte bei. Das herrschende, auf Konkurrenzdenken und Ungerechtigkeit basierende Nebeneinander sperrt Menschen weg, oder schiebt sie ab, um auf der einen Seite alles Problematische von sich zu stoßen und auf der anderen Seite diejenigen, die verzweifelt nach der Freiheit suchen, abzuschrecken und Exempel zu statuieren.

Ob Menschen eingesperrt sind, weil sie vielleicht geklaut oder Eigentum zerstört haben, ohne Ticket gefahren sind oder im Knast sitzen, weil sie aus Perspektivlosigkeit oder Angst verfolgt zu werden aus ihrem Herkunftsland geflüchtet sind – dies alles beruht auf ein- und derselben Tatsache: das Bestehen von herrschenden Normen, die festlegen, was falsch und was richtig ist, was geschützt und was bestraft werden muss. Gesetze und Regeln, die von einigen wenigen beschlossen werden, denen sich andere wiederum unterwerfen müssen. Diese Logik der Bestrafung und des daraus resultierenden Einsperrens gilt es zu durchbrechen. Dabei ist die Abschaffung aller Zwangsanstalten für uns nur innerhalb eines Prozesses möglich, welcher die gesamten aktuellen Zustände umwirft, um eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu ermöglichen. Freiheit für alle Gefangenen!