Nach zwei Wochen Haft ist Julia Pie am heutigen Sonntag aus der JVA Lübeck entlassen worden. Weil sie sich geweigert hatte eine Geldstrafe wegen eines Tortenwurfs auf die AfD-Politikerin Beatrix von Storch zu zahlen, musste sie eine Ersatzfreiheitsstrafe absitzen.

Am Morgen des 18.2. war die Studentin Julia Pie wieder auf freiem Fuß. Sie wurde von solidarischen Unterstützer_innen abgeholt.

„Ich bereue weder meinen Tortenwurf, noch die Entscheidung, die Strafe nicht zu zahlen.“ so die Freigelassene, „Es spricht für sich, dass man in der BRD mit der Forderung auf Flüchtlinge zu schießen im Bundestag landet und der Staat gleichzeitig mehrere tausend Euro ausgibt, um Kritik daran zu kriminalisieren.“.

In zahlreichen Briefen berichtete Julia Pie von ihren Erlebnissen hinter den Mauern, zunächst aus dem geschlossenen Vollzug und danach aus dem offenen. „Die Zeit in Haft hat mir verdeutlicht, wie wichtig es ist, Strukturen aufzubauen, die in der Lage sind, Menschen wirklich zu helfen. Im Knast bekommt nur Hilfe, wer das Problem bei sich sieht. Dabei sind Eigentumsrechte und ungleiche Machtverteilung das eigentliche Problem, welches die Menschen in die Kriminalität drängt. Menschen sind nicht kriminell, sie werden kriminell gemacht.“ sagt sie.

Gerade die strengen Regeln, die permanente Forderung nach kritikloser Unterordnung und die Akzeptanz aller Vorgaben, so absurd die auch sein mögen, erschweren es Menschen nach einer Haft, sich selbstbewusst und eigenständig im Alltag zurecht zu finden. Dass Isolation und Abschottung Menschen gemeinschaftsfähiger machen sollen ist offensichtlich vorgeschoben. Das Gegenteil ist oft der Fall: Bei nur 2 Stunden Besuch im Monat ist es schwer Beziehungen aufrecht zu erhalten und auch der Verlust von Wohnung und Job sind keine Seltenheit. Unabhängig davon, was das Eingesperrt-Sein zerstört, wird es fortgesetzt, damit der Staat sein Monopol auf Strafe, Gewalt und Rache behält. Das trägt nicht zu einem guten Leben für alle bei.

Erfreulicherweise wird jedenfalls die Entkriminalisierung des Schwarzfahrens und die Vollstreckung von Geldstrafen als Ersatzfreiheitsstrafen seit einiger Zeit auch unter Jurist_innen und Politiker_Innen kontrovers diskutiert. Eine wahrlich überfällige Entwicklung.