18. Januar 2022
Streit in Schwurblistan: „Spaziergang“ oder Demo? – Ein Rückblick auf Samstag, den 15.01.22
Seit Anfang Dezember 2021 erleben wir jeden Samstag einen größerenals „Spaziergang“ bezeichneten Aufmarsch von Coronaleugner*innen, Verschwörungsgläubigen in Flensburg. Eine rechtsoffene Mischung sehr unterschiedlicher Menschen ist gemeinsam auf der Straße. Nachdem die Stadt Flensburg vor allem ein Problem damit zu haben schien, dass diese Aufmärsche unkontrollierbar waren, weil sie flexibelunangemeldet und ohne klare Zentrale stattfanden, stellt für uns v.a. die Rechtsoffenheit ein Problem dar.
Um auMenschen die Teilnahme an den Protesten zu ermöglichen, denen ein klar legaler Rahmen wichtig ist und weil die Spaziergänge in den letzten Wochen zum Teil zu polizeilichen Großaufgeboten führten (deren Ziel allerdings in erster Linie die antifaschistischen Proteste waren, aber das steht auf einem anderen Blatt) entschied sich also für diesen Samstag eine bisher nicht in Erscheinung getretene Jenny, nun doch eine Demonstration anzumelden. Innerhalb der Szene sorgte das für Unmut und es gab Anfeindungen gegen die Anmelderin. Im Resultat traf sich eine diffuse Gruppe „Spaziergänger*innen“ am ZOB und an der Hafenspitze formierte sich um 15 Uhr eine legale Demo. Die führte dann am Hafen entlang durch die Innenstadt bis zum Rathaus und wieder zum Hafen zurück.
Die Anmelderin selbst redete nur sehr kurz und betonte, sie sei für freie Impfentscheidung und Berufsfreiheiteitere Redebeiträge gab es nicht. Doch die von Leif Hansen abgespielte Musik machte auch hier wieder unmissverständlich deutlich, dass es eben nicht um eine mehr oder weniger rationale Maßnahmenkritik g, sondern um weitaus mehr. „Wir sind das Volk“ und „Deutschland zeig dein Gesicht“ hieß es da und in einem Teil der Songs wurde die Pandemie geleugnet.
inige Demoteilnehmende „Normalität“ , durchgestrichene „Pandemie“-Schilder und auf Flyern für die „Akzeptanz der Meinung jedes Einzelnen ohne Sanktionen“
b auch die Positionen von Brendel von der AfD gemeint waren, der evor Ort war? Oder die des Rappers Twanie, der mit Antisemit Naidoo kooperiert unOder vielleicht galt der geforderte „Respekt für alle Meinungen“ auch den Angehörigen der faschistischen Grupierung „Akademie Engelsburg“, die e
Dochdas wollen die Mitlaufenden auf den Demos nicht wahrhaben. Die unter ihnen, die zumindest in Ansätzen ein Problem mit rechten Tendenzen haben, bemühen siches so darzustellen, als würden die Proteste vereinzelt von einigen wenigen Rechten unterwandert.
iese Betrachtung blendet vollkommen aus, wie zentral einige der rechten bis rechtsoffenen Akteur*innen in der Szene sind. In Sachsen ist die rechtsradikale Kleinspartei „Freie Sachsen“ zu einer zentralen Organisation der Proteste geworden und auch in Flensburg wird im gleichnamigen Chat „Freie Flensburger“ zu den Protesten aufgerufen und antifaschistische Proteste als „faschistische Jugend“ bezeichnet – klassischer Nazijargon.
Im Mürwiker Stadtteilchat wurde ein Video geteilt in dem der Holocaust geleugnet wurde und in einem Chat aus Harrislee wurde diskutiert, ob die Reichsfahne mitgenommen werden sollte auf die Proteste.
Und der Spitzenkandidat der Basis für die Landtagswahl für Schleswig-Holstein Siber postet regelmäßig Links zu rechten und rechtsoffenen Portalen und der Flensburger Spitzenkandidat teiltahlreiche Beiträge der AfD und rechtspopulistische Bilder.
In der Mitte: Jan Petersen BrendelDritte von links und zweite von rechts: Mitglieder der „Akademie Engelsburg“
Daher hieß es auch heute: Wer mit Rechten spaziert, wird blockiert
Und so wurde Demonstration der Fußgängerzone von Gegenprotesten blockiert, die (unsanft, aber nicht so brutal wie letzte Woche) schleunigst von der mal wieder aus Eutin herbeigerufenen Hundertschaft geräumt wurden.
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