Jeder Tag ist feministischer Kampftag und doch bleibt der 8. März ein besonderes Datum im Jahr. Ein Tag, der für jede*n von uns andere Gefühle mit sich bringt. Wut, Trauer und Frustration haben uns wieder auf die Straße gebracht, doch es war auch Raum für Empathie, Verbundenheit und die kleinen Lichtblicke, die sich auftun, wenn wir merken, dass wir nicht allein sind.

Und so haben wir am vergangenen Dienstag bei bestem Wetter mit bis zu 200 Personen den Südermarkt eingenommen. Mit dabei war wieder die großartige Ausstellung zu Care-Arbeit und patriarchaler Gewalt vom Rohrbruch Kiel, die auch viele Passant*innen angelockt hat. Tiefere Gespräche sowie Sticker und Infomaterialien gab es am Infotisch. Mia Mai hat uns mit einem tanzbaren Mix feministischer Musik versorgt.

In den Redebeiträgen wurde auf verschiedene gegenwärtige Kämpfe eingegangen. Besonders vordergründig ist derzeit Putins Krieg gegen die Ukraine. Wir haben ein Manifest russischer Feministinnen gehört, die uns dazu aufrufen, gegen diesen Krieg aktiv zu werden und für einen antimilitaristischen Feminismus einzustehen.

Im nächsten Beitrag ging es um Schwangerschaftsabbrüche, denn die schlechte Versorgungslage mit der bevorstehenden Fusion der Krankenhäuser ist seit 2019 ein besonders relevantes Thema in Flensburg.

Es folgte ein lyrischer Text über Gefühle und insbesondere Wut von BIPoC und Personen, die sich der Geschlechterbinarität widersetzen.

Die nächste Rednerin brachte uns einen Text von Women Defend Rojava mit und informierte so über die feministischen Befreiungskämpfe der Kurd*innen.

Anschließend folgte ein Beitrag zu sexualisierter Gewalt und der Aufruf zu mehr Solidarität unter FLINTA*s.

Den Abschluss machte ein Beitrag über die Wichtigkeit eines intersektionalen Blicks auf feministische Kämpfe: Wir alle sollten immer weiter daran arbeiten, mehrfach marginalisierte Perspektiven in den Fokus zu nehmen und von diesen zu lernen.

Wir danken allen, die diese Kundgebung möglich gemacht haben.

Für Kritik und Anregungen steht wie immer unser Mailfach offen: fem_aktion_fl@riseup.net

Dort kannst du auch hinschreiben, wenn du noch nicht in unserer großen Telegram-Gruppe drin bist, in der feministische Veranstaltungen und Beiträge geteilt werden sowie neue Projekte in Flensburg angestoßen werden können.

 

Redebeitrag: Feminismus jeden Tag! Statt Rosen am „Frauentag“

Der 8. März ist kein Feiertag in Flensburg und weltweit auch nicht. Wir vom Netzwerk “Feministische Aktion Flensburg“ veranstalten heute eine Kundgebung zum feministischen Kampftag, auch bekannt als Weltfrauentag.

Wir fordern:

  • sofortige Streichung des § 219a StGB und freien Zugang zu Information über Schwangerschaftsabbruch
  • uneingeschränkten Zugang zu legalem Schwangerschaftsabbruch und die Streichung des § 218 aus dem Strafgesetzbuch.

Wir bieten:

  • eine Plattform für feministische Redebeiträge von FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, Inter*, Nichtbinäre, Trans* und Agender Personen)
  • feministische Musik
  • eine kleine und feine Ausstellung zu den Themen Sorgearbeit und patriarchale Gewalt
  • eine Kleiderbügel-Ausstellung rund um das Thema Schwangerschaftsabbruch
  • Wertschätzung für FLINTA* Personen und ihre Bedürfnisse
  • Informationen und Sticker für den feministischen Alltag

Wir haben keinen Platz für:

  • Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, Alter, sozialer Herkunft, sexueller Orientierung, physischer und psychischer Verfassung
  • Rassismus, Antisemitismus, Holocaustverharmlosung und Verschwörungstheorien

Schwangerschaftsabbrüche im geplanten Peelwatt Klinikum:

Das katholische Franziskus Hospital setzt die evangelische DIAKO unter Druck, ab der Fusion 2024 keine Schwangerschaftsabbrüche mehr durchführen zu dürfen. Nur im medizinischen Notfall darf den sogenannten „notleidenden Frauen“ geholfen werden. Die eigentliche Not entsteht durch die Verweigerung der Malteser, Abbrüche bei sozialer Indikation vorzunehmen. Die katholische Ideologie zum Schwangerschaftsabbruch ist die Ursache des Problems. Eine Lösung kann es nur außerhalb der katholischen Moralvorstellungen geben. Die unterlassene medizinische Hilfe bei sozialer Indikation ist ethisch nicht gerechtfertigt.

Wer die Debatte verfolgt, muss leider immer wieder feststellen, dass die Kommunalpolitik sehr wenig Interesse daran hat, sich mit dem Thema angemessen auseinander zu setzen. Der Ausschutzvorsitzende Axel Kohrt (SPD) des SUPA möchte eine Debatte über Schwangerschaftsabbrüche in „seinem“ Ausschuss verhindern. Die Kritik und der Protest werden als Problem identifiziert. Das Spiel heißt „verkehrte Welt“. Die Konservativen von CDU und FDP suggerieren in der aktuellen Stunde in der Ratsversammlung, dass der Protest gegen die katholische Doktrin für „Verunsicherung“ sorgt. Ob ein neues Krankenhaus gebaut wird oder nicht, steht aber gar nicht zur Debatte. Die katholische Ärzteschaft äussert sich in einem Leserbrief und sieht die Finanzierung des Krankenhauses durch den Protest gefährdet. Einer öffentlichen Debatte verweigern sie sich.

Das Land Schleswig-Holstein hat bereits die Finanzierung des Gebäudes zugesichert. Diese ist unabhängig vom Träger des Klinikums. Die kassenärztliche Vereinigung regelt die Bezahlung der medizinischen Leistungen.

Die katholische Arroganz gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Das unsachliche Gesabbel in den Gremien der Stadt Flensburg muss beendet werden. Das bringt uns nicht weiter.“

Wenn am 28.03.22 um 16:00 im Sozialausschuss die Lösungsszenarien vom Arbeitskreis Schwangerschaftsabbruch vorgestellt werden, so werden die Betroffenen schon wieder aus der Debatte ausgeschlossen und ihre Interessen ignoriert. Die Stadt Flensburg darf nicht weiter an Lösungen um die katholische Ignoranz herum „basteln“. Es ist an der Zeit, dass das Franzsikus Hospital Konsequenzen ziehen muss und aus der Trägerschaft für ein zukunftsweisendes Klinikum ausgeschlosssen wird. Wir fordern einen respektvolleren Umgang gegenüber den zukünftigen Patient*innen.

Ein kooperatives medizinisches Versorgungszentrum in unmittelbare Nähe der Altstandorte und nach dem Umzug in unmittelbarer Nähe des Klinikums Peelwatt sind finanzielle Luftschlösser und würden erst recht zu einer Stigmatisierung von ungewollt Schwangeren führen.

Wir fordern:

  • Eine öffentliche Debatte über ernstzunehmende Lösungen für gesundheitlich sichere Schwangerschaftsabbrüche in Flensburg

Wir bringen Offenheit für kreative Lösungen mit:

  • Bürger*innenrat pro Schwangerschaftsabbrüche
  • Die Fusion der kirchlichen Krankenhausträger stoppen
  • Ein Krankenhaus in öffentlicher Hand

Redebeitrag:  Women Defend Rojava Deutschland

Liebe Freund:innen, liebe Menschen an diesem Ort

Jeden 08. März wird global deutlich, dass der Kampf um Befreiung international ist. Denn an diesem Tag schließen sich weltweit Frauen, Lesben, trans, inter und nicht-binäre Personen zusammen. Sie zeigen, dass der Widerstand gegen das kapitalistische Patriarchat überall ist, denn nur wenn wir unsere Kämpfe weltweit verbinden, können wir diesem System mit Stärke entgegenstehen.

Deswegen organisieren wir uns als Women Defend Rojava internationalistisch. Dabei beziehen wir uns eng auf die kurdische Freiheitsbewegung und die Revolution in Kurdistan, die den Kampf für die Freiheit der Frau im Zentrum hat. Sie organisiert sich nach den Ideen Abdullah Öcalans und zielt auf eine gesellschaftliche Selbstverwaltung ab. Diese Selbstverwaltung nennt sich Demokratischer Konföderalismus. Sie wird seit 2012 in Nord- und Ostsyrien, einigen auch als Rojava bekannt, real aufgebaut und gelebt. Die Revolution in Rojava basiert auf den Werten der Basisdemokratie, Ökologie und Frauenbefreiung. Wenn wir heute am 8. März auf die Straße gehen, dann tun wir das in internationalistischer Verbundenheit mit den kämpfenden Frauen in Kurdistan und an jedem anderen Ort der Welt.

Der 8. März ist ein Tag des Widerstands, an dem wir auch unserer Verbundenheit mit der Geschichte Ausdruck verleihen wollen. Denn unsere Geschichte ist eine Geschichte des Widerstands. Deswegen möchten wir heute besonders an die Sozialistin Clara Zetkin erinnern. Clara Zetkin hat vor über 100 Jahren mit dem Bewusstsein, dass Frauenkämpfe in verschiedenen Teilen der Welt stattfanden, einen Tag des internationalen Kampfes vorgeschlagen. Später dann etablierte sich der 8. März zum internationalen feministischen und Frauenkampftag. Dieser Tag erinnert uns an unseren ständigen Kampf gegen das männliche Herrschaftssystem, das wir auch Patriarchat nennen.

Das Patriarchat baut auf der Versklavung von Frauen und allen weiteren unterdrückten Geschlechtern auf. Deshalb ist es die größte Gefahr für dieses System, wenn sich Frauen, Lesben, trans, inter und nicht-binäre Personen erheben, rebellieren und von ihren Ketten befreien. Widerständige Frauen, haben schon immer das System ins Wanken gebracht. So ist es der feministische Kampf, den das System am meisten fürchtet und versucht mit allen Mitteln niederzuschlagen.

Wie die patriarchalen Staaten im Kampf gegen unsere Widerstande weltweit zusammenarbeiten, zeigt sich auch am Beispiel unserer internationalistischen Freundin Maria.
Durch ihre enge Verbundenheit mit der kurdischen Frauenbewegung, ihrer katalanischen Herkunft und ihrer Organisierung in Deutschland ist Maria ein Ausdruck für den Zusammenschluss internationalistischer feministischer Kämpfe weltweit. Der deutsche Staat sah sich durch Marias Answeseheit bedroht. Deswegen wurde sie im November letzten Jahres zur Ausreise aus Deutschland gezwungen und ihr wurde zusätzlich ein Einreise- und Aufenthaltsverbot in Deutschland für mehr als 20 Jahre ausgesprochen. Dieses undenkbar hohe Strafmaß ist Ausdruck der großen Angst des Systems vor dem internationalen Zusammenschluss unserer feministischen Kämpfen. Denn diese Kämpfe sind es, die das patriarchale und kapitalistische System zu Fall bringen werden.

Die Repression und der Krieg gegen die kurdische Freiheitsbewegung ist Ausdruck der Angst des kapitalistischen, patriarchalen Systems vor der realen Bedrohung durch die Frauenbefreiung. Im Juni 2021 wurde die HDP-Mitarbeiterin Deniz Poyraz in Izmir von einem türkischen Faschisten ermordet. Gegen Ende des Jahres wurden Nûjiyan Ocalan, Viyan Kobanê und Rojîn Ehmed Îsa –

drei Aktivistinnen der kurdischen Jugendbewegung in Nord- und Ostsyrien – durch einen gezielten türkischen Drohnenangriff getötet. Die Folter und sexualisierte Gewalt in den türkischen Hochsicherheitsgefängnissen führte zum Tod der politischen Gefangenen Garibe Gezer.

Diese Morde sind jedoch keine Einzelfälle! Vielmehr führt der türkische Staat einen Feminizid in Kurdistan durch, um durch die Unterdrückung und Ermordung von Frauen die gesamte Gesellschaft zu unterdrücken. Dabei greift er gezielt die Frauenrevolution in Rojava und jede Frau an, die sich darin organisiert. Tausende Frauen – Aktivist*innen, Politiker*innen, Journalist*innen, Künstler*innen – sind in den türkischen Gefängnissen eingesperrt. Die Angriffe des türkischen Staates gegen die Frauenrevolution in Rojava intensivieren sich von Tag zu Tag.

Das Patriarchat erzeugt Krieg, denn es kann nicht überleben wenn es uns nicht gegeneinander stellt. Der Krieg in der Ukraine ist ein weiteres Beispiel dafür, wie brutal und menschenfeindlich dieses System, welches wir das kapitalistische Patriarchat nennen, ist. Die Ukraine ist ein Ort neben vielen weiteren, wie aktuell Afghanistan und auch viele weitere, wo das sichtbar wird. Unsere Solidarität gilt den Menschen dort. Keinem Staat, keiner Regierung und keiner staatlichen Armee schreiben wir die Hoffnung auf Frieden zu, denn nur die Gesellschaft selbst kann zu Frieden finden.

Deshalb organisieren wir uns und zeigen, dass kein Krieg und keine Repression unseren Kampf aufhalten wird. Mit dem Blick in die Vergangenheit und die Ausgangspunkte unserer weltweiten Kämpfe greifen wir dabei auch auf die Errungenschaften unserer Vorreiter*innen zurück.

Wenn wir unseren Feminismus nicht antikapitalistisch, antirassistisch und damit international denken, wird er immer eine leichte Beute für jeden Aggressor sein. Es braucht eine starke Organisierung aller Frauen, Lesben, trans, inter und nicht-binären Menschen weltweit.

Der Weg zur Befreiung führt über unser organisiertes Handeln. Tragen wir entschlossen unsere Kraft nach außen und machen wir den 08. März zu einem Widerstandstag für Freiheit. Bündeln wir die Kämpfe aller kämpfenden Frauen und weiteren unterdrückten Geschlechter weltweit! Entfachen wir ein Feuer des Widerstands, dass kein Krieg, keine Repression und kein System dieser Welt mehr aufhalten kann. Denn gemeinsam werden wir die Welt verändern – am 8. März und an jedem anderen Tag des Jahres.

Jin Jiyan Azadi!

 

Redebeitrag: Sexismus im Alltag

Es ist Sonntagmorgen, ich bin gerade aufgewacht. Gestern war ich mit Freund*innen in einer Kneipe. Es war lustig, wir haben Bier getrunken. Wir haben getanzt, uns unterhalten, diskutiert. Nach dem Aufwachen geht’s mir schlecht. Ich hab‘ nen leichten Kater, aber vor allem bin ich wütend und frustriert. Ich erinnere mich daran wie der eine Scheißtyp mich bedrängt hat. Ich bin wütend, dass er mich nicht in Ruhe gelassen hat, nachdem ich ihm gesagt habe, dass er sich verpissen soll. Ich bin frustriert, weil all die Dinge, die ich mir schon tausendmal vorher in meinem Kopf zurechtgelegt habe, um auf solche Situationen zu reagieren, einfach weg waren. Ich fühle mich ohnmächtig, handlungsunfähig und überfordert. Ich bin genervt davon, dass ich am Ende die Person war, die gegangen ist. So läuft das jedes Mal, nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen anderen FLINTA*. Wir fühlen uns verunsichert und alleine, während die, die übergriffig sind, ihr Scheißverhalten keine einzige Sekunde reflektieren und meist konsequenzenlos so weiter machen können wie zuvor.

Die Erfahrungen, objektifiziert, angemacht oder gegen unseren Willen angefasst zu werden, sind Teil unseres Alltags. Das ist der sexistische Normalzustand, in dem Übergriffe immer wieder bagatellisiert werden. Auch, weil die, die übergriffig werden, die Rückendeckung eines patriarchalen Systems haben. Auf diese Kackscheiße haben wir keinen Bock mehr! Deswegen gehen wir am 8.3. gemeinsam auf die Straße!

Der feministische Kampftag als Reaktion auf bildbasierte sexualisierte Übergriffe die tagtäglich geschehen. Cis-Männer, die heimlich Filmaufnahmen auf Dixie-Toiletten machen und Videos von Personen mit Vulva gegen ihren Willen auf Pornoplattformen veröffentlicht und verkaufen. Die Manipulation und Unterdrückung und Ausbeutung, die am Arbeitsplatz, in Bildungseinrichtungen und auch im eigenen Haushalt für viele FLINTA* zum Alltag gehören. Unsere Stimmen, die nach Jahre langem Kampf noch immer kaum beachtet werden. Nachdem extreme Übergriffe bekannt werden, öffnen Menschen sich zum Teil zahlreich mit weiteren Grenzüberschreitungen. Auf Festivals, in Kollektiven, in politischen Gruppen, auf Partys, bei uns in Freund*innen und Bekanntenkreisen, bei uns zu Hause. Personen, sowohl gesamtgesellschaftlich, als auch in der linken Szene. Wir FLINTA* werden lauter darin, die sexistische und sexualisierte Gewalt, die wir erfahren, sichtbar zu machen. Gleichzeitig versuchen die, die von der patriarchalen Gesellschaftsordnung profitieren, uns unsere Erfahrungen abzusprechen. Wir werden belächelt oder diskreditiert, wenn wir Ungerechtigkeiten sichtbar machen.

Immer und immer wieder redet das Umfeld um die gewaltausübende Person sexistische und sexualisierte Gewalt klein oder ignoriert sie, sodass Täter indirekt unterstützt werden. Und wenn wir ehrlich mit uns sein wollen, müssen wir uns auch fragen, ob wir selbst Teil eines solchen Umfeldes sind, einmal waren oder vielleicht werden könnten. Patriarchale Strukturen und Muster haben wir alle verinnerlicht. Sie lösen Unsicherheiten in uns aus, lassen uns zweifeln, an uns selbst und an anderen. Sie machen uns misstrauisch gegenüber denen, denen wir vertrauen wollen. Ein feministischer Kampf bedeutet patriarchale Strukturen aufzudecken, zu delegitimieren und zu dekonstruieren – und zwar radikal! Es ist die traurige Realität, dass uns die Erfahrungen von patriarchaler Gewalt und der daraus resultierenden Ohnmacht verbinden. Es kostet viel Kraft und es kann schmerzhaft sein, diese Strukturen zu erkennen, zu bekämpfen und zu überwinden. Uns FLINTA* verbindet aber auch unsere Stärke, unser Mut und unser unbrechbarer Wille, gegen patriarchale Zustände Widerstand zu leisten. Wir sind ungehorsam, wir sind wütend und wir werden diese Zustände nicht weiter auszuhalten!

Der feministische Kampftag soll ein Raum sein, wo wir als FLINTA* Kraft aus der kollektiven Wut ziehen, die wir auf die Straße tragen. Lasst uns Verbündete sein, anstatt in Konkurrenz zueinander zu stehen. Wir wollen einander vertrauen und uns aufeinander verlassen können. Wir wollen zu einer Community werden in der wir voneinander lernen, uns gegenseitig stärken und solidarisch miteinander sind, um uns gegen Macker und Patriarchat zur Wehr zu setzen! Lasst uns laut und entschlossen zeigen, was wir von Mackertum und patriarchaler Gewalt halten! PATRIARCHAT ABSCHAFFEN – JETZT!

 

Redebeitrag: The future is intersectional

8. März, feministischer Kampftag. Ich öffne Instagram, sehe einen Post warum es feministischer Kampftag heißt und nicht Weltfrauentag und wage ein Blick in die Kommentarspalte. Seltsam naiv von mir, dabei habe ich mir doch schon vorher gedacht, was für einen trans*-, inter- und non-binär- feindlichen Müll ich da lesen werde. Da braucht es nichtmal die Störche und Schwarzer dieser Welt, Transfeindlichkeit, ist geradezu am boomen. Wer die Realität von trans* und nicht-binären Personen kennt, weiß, dass Deadnaming und Misgendern geradezu auf der Tagesordnung steht. Dass AFD-Nazis tun, was Nazis nun eben tun, dass die Emma ein transfeindliches sowie auch islamfeindliches Schundblatt ist, ist uns bekannt, sowie dass sogenannte Terfs (trans exklusiv radical feminists) zustimmend Beifall klatschen und Politiker*innen aller weiteren Parteien sich inbrünstig von dieser Verletzung der Menschenwürde distanzieren, als wären sie nicht selbst daran beteiligt gewesen, das sogenannte Transsexuellengesetz bestehen bleiben zu lassen. Ja genau das menschenrechtsverletzende Gesetz, durch das trans* Personen langwierige, kostspielige, herabwürigende Verfahren durchlaufen müssen. Bis 2011 sogar mit Zwangssterilisation gekoppelt.

Vergangenes Jahr war das tödlichste für trans* und nicht-binäre Menschen seit Beginn des Trans Day of Remembrance, in vielen Staaten der USA wurde in dem vergangenen und diesem Jahr eine rekordhohe Anzahl von Anti-transgender Gesetzen vorgeschlagen und verabschiedet. In Texas wird bereits gegen Eltern, die ihre trans* Kinder supporten und behandeln lassen, wegen Missbrauchs ermittelt. Auch in Deutschland wünschen sich viele solche Verhältnisse.

Erst letztens wieder bot der Sender Arte den transfeindlichen und verschwörerischen Thesen Alexander Kortes (Kinder- und Jugendpsychologe) eine Plattform in der Sendung Square Idee. Alice Schwarzer promotet ihr Bullshitbuch in der Zeit, am Flensburger Rathaus weht zum 25.November eine „Terre de femme“ – Flagge. Querdenker*innen wünschen sich, dass Putin auch in den Westen einmarschiert, damit Männer wieder Männer sind und all der „Genderwahn“ endlich aufhört. Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht irgendein Terf-Beitrag im Internet lese. Sie bedrohen Aktivist*innen, teilweise auch außerhalb des Internets. Ich weiß schon gar nicht mehr so recht, wie mensch auf so viel Dummheit und Hass überhaupt noch reagieren kann . Dass grade eine so vulnerable, marginalisiere Gruppe solchen Angriffen ausgesetzt ist, schmerzt, angesichts der Tatsache, dass trans* und nicht-binäre Jugendliche und Erwachsene viel häufiger an Depressionen und Angststörungen leiden. Ein Feminismus, der ausschließend ist und nur dafür kämpft, dass weiße, heterosexuelle endo-cis Frauen ein besseren Platz am Tisch der Mächtigen ergattern, ist kein Feminismus. (endo ist übrigens der Gegensatz zu inter, kennt kaum wer den Begriff)

Apropro der Tisch der Mächtigen. Vor ein paar Wochen ging ein Bild durch Social Media von einem Tisch der top CEOs der Rüstungsindistrie. Viele beklagten sich doch tatsächlich, dass dort nur alte, weiße Männer sitzen und forderten noch promt eine Frauenquote. Ich könnte kotzen bei sowas, Feminismus bedeutet für mich einen radikalen Umschlag der Verhältnisse. Nicht, dass jetzt FLINTA*s und Pocs mit am Tisch sitzen, nein es bedeutet die Zerstörung des Tisches und der Aufbau einer neuen, gerechteren Welt ohne Herrschaft, Kriegstreiberei und der kapitalistischen Verwertungslogik.

Wer vom Gender-pay-gap redet, muss auch davon reden, dass grade illigalisierte FLINTA*s in ausbeuterischen Verhältnissen arbeiten, vom Migration-gap, davon, dass Menschen mit Behinderung in Werkstätten für einen menschenunwürdigen Hungerlohn arbeiten. Dass Sexarbeiter*innen viel Stigmatisierung und Gewalt ausgesetzt sind,grade wenn sie people of color sind, grade wenn sie trans* sind.

Wer von der Geschichte der Frauenbewegung redet, muss auch von der Geschichte der Gay liberation reden, von Stonewall, von der kurdischen Revolution und schwarzem Feminismus. Unsere Kämpfe sind verstrickt und bauen aufeinander auf. Der intersektionale Feminismus versucht eben diese Form der Mehrfach-Diskriminierung sichtbar zu machen. Doch häufig bleibt das auch leider nur eine Floskel. In meiner instagram-timeline habe ich viele Berichte gelesen, dass Menschen dessen müde geworden sind. Viele mögen sich nicht einmal mehr am 8. März beteiligen. Weil Feministische Strukturen kein sicherer Ort für sie ist. Nicht-binäre, inter und trans Personen, die nicht mitgedacht werden, die fehlenden Perspektiven von Pocs, von jüdischen Menschen, indigenen Menschen, Menschen anderen Religionen, Menschen mit sichtbaren und nicht-sichtbaren Behinderungen, psychisch kranke Menschen, Menschen, die arm sind, Menschen die keinen Zugang zu Bildung und Ressourcen haben, Menschen, die häusliche und/oder sexualisierte Gewalt erlebt haben, Menschen die mehrgewichtig sind, Menschen, die als nicht normschön gelten, die als zu alt oder zu jung angesehen werden, angeblich zu viel oder zu wenig Sex haben, Menschen die alleinerziehend, oder auch gewollt kinderlos sind, Menschen, deren Sexualität und Beziehungsform abseits der Heteroehe liegt. Und vor allem die, auf die mehrere Zuschreibungen zutreffen.

And gues what: auch cis Männer können unter dem Patriarchat leiden, Feminismus ist eben für die Befreiung aller Geschlechter.

Unsere Kämpfe sind kein Nebenwiderspruch und auch kein Wohlstandsproblem, es wird niemandem irgendetwas weggenommen, wenn wir auch für Minderheiten kämpfen. Im Gegenteil, wir gewinnen dazu.

Wir müssen dabei wir gegen die Grenzen in unseren Köpfen und der Welt angehen. Das Patriarchat steckt in uns allen, denn wir sind in ihm sozialisiert worden. Es bedeutet Arbeit, Privilegien zu hinterfragen, sich zu reflektieren und sich immer wieder dazu zu entscheiden, unser Handeln nach unseren Werten zu formen. Wir alle sind gemeinsam dafür verantwortlich, das nicht zu einer Floskel verkommen zu lassen. Also beende ich dies mit der Bitte: hört Betroffenen zu und kämpft für- und miteinander.

No one is free until all of us are free