Gegenöffentlichkeit in Flensburg

Wenn Bullen Nazis die Straße frei prügeln!

Demobericht von Samstag, den 08.01.2022

Am Samstag, den 08.01.2022, fand wieder ein „Spaziergang“ der Verschwörungsgläubigen in der Flensburger Innenstadt statt. Mit am Start die übliche Schwurbelszene, Leute von “Flensburg für Grundrechte”, Teile der Partei “die Basis”, ein Teil der AfD und eine Hand voll Hells Angels und Hippies. Dazu sind extra ca. 300 Cops aus Eutin angereist.

Die Schwurbler*innen haben im Vorfeld zu drei verschiedenen Orten (Parkplatz bei der Hafenspitze, Feuerwehrwache und Nordertor) mobilisiert, jedoch sammelten sich die Cops vor allem am Zob, sodass davon auszugehen war, das sie damit rechneten, dass sich die “Spaziergänger*innen” ausschließlich, wie sonst auch üblich, am Zob treffen. Als dann 140 Schwurbler*innen als Demozug von der Hafenspitze aus am Zob vorbeizogen, guckten die Cops nur verwirrt und ließen diese weiter Richtung Schiffbrücke laufen.
Da fragt mensch sich doch: Wussten die Bullen wirklich nicht, wo sich die vermeintlichen “Spaziergänger*innen” versammeln, obwohl dies vorher in zahlreichen Telegramm Gruppen kommuniziert wurde oder sind sie einfach mal wieder auf dem rechten Auge blind?

Wer mit Nazis marschiert wird blockiert!

Eine antifaschistische Gruppe aus 30 bis 40 Menschen versuchte auf Höhe Bärenhöhle, den auf mittlerweile mindestens 400 Schwurbler*innen angewachsenen Demozug zu blockieren. Dabei dauerte es nur wenige Sekunden, um die Taktik der Bullen zu erkennen: um den Verschwörungsgläubigen den Weg freizumachen, wurden die blockierenden Gegendemonstant*innen ohne Vorwarnung, durch körperliche Gewalt von der Straße entfernt. Hierbei wurde die offensichtlich aggressive Haltung gegenüber den linken Gegendemonstrant*innen klar. Die Bereitschaftsbullen der Hundertschaft aus Eutin schien regelrecht Lust darauf zu haben, den Schwurbler*innen den Weg frei zu prügeln und hatte zunächst wohl auch genau diesen Befehl.

Auf Höhe Hansens Brauerei, kam es zu der nächsten Blockade über die gesamten Breite der Straße. Diese wurde ebenfalls durch aggressiven Einsatz von körperlicher Gewalt gegen Gegendemonstrant*innen von den Bullen geräumt. Es wurden mehrere Menschen unvermittelt von Cops geschlagen, auch ins Gesicht. Gegendemonstrant*innen wurden gepackt, geschubst und getreten. Menschen wurden von Cops durch die stehenden Autos gejagt. Als sich 100 m weiter auf Höhe des Schiffahrtsmuseums die nächste Blockade bildete, wurden mehrere Menschen beim Räumen einer Sitzblockade über Bordsteine geschliffen und anschließend für einen kurzen Zeitraum unbegründet festgehalten. Drei Bullen griffen einen Gegendemonstranten an, drängten und schubsten ihn gegen einen auf der Fahrbahn stehenden Leichenwagen, einer hielt den Gegendemonstranten fest, der andere schlug mit seinem Schlagstock gezielt auf dessen Kopf. Kurz darauf wiederholte sich das ganze mit einem gezielten Schlag mit dem Schlagstock in das Gesicht des Gegendemonstranten. Die dadurch entstandenen Platzwunden mussten genäht werden.

Als die antifaschistische Blockade geräumt war, fiel den Bullen dann endlich auch mal auf, dass es sich bei dem „Spaziergang“ um eine unangemeldete Versammlung handelte, bei der ein Großteil der Teilnehmer*innen keine Masken trugen und der Mindestabstand nicht eingehalten wurde. Deswegen hielten sie den Demonstrationszug auf und gaben den Schwurbler*innen fünf Minuten Zeit, eine Versammlungsleitung zu bestimmen. Als dies nicht geschah, wurde die Versammlung der Schwurbler*innen auf eine stationäre Kundgebung beschränkt. Dieses Vorgehen der Cops und des Ordnungsamtes ist völlig absurd, wenn mensch mal vergleicht, wie sonst mit linken Demonstrationen umgegangen wird. Somit ermöglichten die Bullen, den Schwurbler*innen eine Coronaparty auf engstem Raum. Da ist eine noch höhere Inzidenz für Flensburg vorprogrammiert.

Zusätzlich kam es am Rande der Kundgebung zu einem Angriff von Verschwörungsgläubigen auf einen Gegendemonstranten, der den “Spaziergang” zuvor durch ein Megaphon gestört hatte. Doch anstatt die Situation zu deeskalieren, haben die Cops nur den Gegendemonstranten festgehalten und dieser bekam einen Platzverweis wegen dem Stören mit dem Megaphon. Eine andere Gegendemonstrantin mit einem zweiten Megaphon, leistete dem Festgesetzten Support und wurde deswegen auch über eine halbe Stunde festgehalten. Da fragt mensch sich echt wo die Prioritäten der Bullen liegen.

Der “Spaziergang” der Schwurbler*innen war in sofern unspektakulär, als das es das gleiche Bild wie immer war, abgesehen von ein paar alten und neuen Gästen. Hier ein paar Eindrücke:

Oben auf dem Bild: Jan Petersen Brendel (Direktkandidat FL/SL)

Ab ca 16:00 Uhr löste sich die Kundgebung der Schwurbler*innen langsam auf. Jedoch sammelten sich danach immer noch einzelne Grüppchen, die den antifaschistischen Gegenprotest teilweise aggressiv angepöbelt haben. Besonders besorgniserregend war eine Gruppe aus ungefähr 50 Schwurbler*innen, die sich zuerst vor der Hansens Brauerei und dann vor dem Inka Tattoo Studio zusammengefunden hatte.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Verhalten der Cops noch nicht einmal durch eine vollkommen unlogische Hufeisentheorie zu erklären ist, sondern mal wieder zeigt, dass sie auf dem rechten Auge blind sind. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass es toll wäre, wenn Bullen alle Demos gleichermaßen drangsalieren würden. Denn die Bullen werden das Problem mit denVerschwörungsgläubigen nicht lösen. Wir brauchen eine starke antifaschistische Bewegung und keine autoritären Prügeltruppen vom Staat!

Außerdem zeigte dieser „Spaziergang“ erneut, dass Nazis und andere Rechte in den Reihen der Schwurbler*innen toleriert werden und mehr und mehr als Vernetzungsort für diese Menschen dienen. In dieser Entwicklung sehen wir nicht nur eine große Gefahr für die linke Bewegung und von Diskriminierung betroffenen Menschen in Flensburg, sondern für die gesamte Gesellschaft.

 

 

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