In Flensurg lädt das Amtsgericht mal wieder zu einer Verhandlung ein. Angeklagt werden 2 Personen wegen Sachbeschädigung. Der Prozess findet am Montag, dem 16.06. ab 13:00 statt.
In Solidarität mit dem Widerstand gegen Tesla in Chile und Grünheide, dem Tesla Standort in Brandenburg, tauchten in Flensburg im Juni 2024 vor der Galerie plötzlich Inhaltsangaben für einen Tesla auf: „Hier steht ein Tesla. Das heißt: 4666l Wasser aus Brandenburg + 50 kg Lithium aus Chile“.
Die Kritik ging gegen die Galerie Flensburg, weil diese einen Tesla als Prototyp eines sogenannten „umweltfreundlichen E-Autos“ ausstellte, aber auch gegen Tesla als Konzern, der Menschen und Rohstoffe des globalen Südens ausbeutet.
In einem Tesla stecken 50 kg Lithium aus Chile. Für den Abbbau von Lithium wird dort extrem viel Wasser verbraucht und das in einem Land, in dem die Wasservorkommen eh knapp und vollständig privatisiert sind. Die Anrechte der indigenen Bevölkerung auf ihre Territorien und die dort vorkommende Rohstoffe werden dabei komplett übergangen – kurz gesagt, koloniale Strukturen werden fortgeführt.
Das Wasserproblem betrifft aber nicht nur Chile: In einem Tesla stecken auch 4666l Wasser aus Brandenburg. Das Werk in Grünheide verbraucht jährlich so viel Wasser wie 30.000 Menschen – eine Kleinstadt. Und das in einer eh schon trockenen Region, die eigentlich ein Wasserschutzgebiet ist und die Umgebung mit Trinkwasser versorgen soll. Berlin-Brandenburg ist zudem durch eine wachsende Bevölkerungsanzahl (in Berlin), den Kohleausstieg in der Lausitz und die eskalierende Klimakrise eh schon in einer drastischen Trinkwasserkrise.
Und sowieso: Anstatt teure Autos für wenige, braucht es Busse und Bahnen für Viele. Elektroautos lösen nicht das Klimagerechtigkeitsproblem, sondern sichern lediglich das Überleben der Autoindustrie und die Profite von Superreichen wie Elon Musk. Musk ist ein Unternehmer, der Vorbild für frauen- und queerfeindliche Techno-Optimisten ist. In seinen Tech-Unternehmen geht es um männliche Machtsymbole, wie überdimensionierte E-Autos und Mondreisen ohne Forschungsanspruch. Schon 2022 stand Tesla auf Platz 5 der giftigsten Luftverschmutzer in den USA. Musk ist seit Mai 2024 der reichste Mensch der Welt. Damit ist Musk auch Sinnbild für die Ungerechtigkeit in der Klimakrise: Das reichste ein Prozent der Weltbevölkerung erzeugt mehr als ein Sechstel der globalen Emissionen. Diese Reichen verursachen mehr Emissionen, als die gesamte untere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Um die Klimakrise wirksam zu bekämpfen, muss Reichtum delegitmiert und umverteilt werden. Doch genau hier liegt die Schwierigkeit: Die reichsten ein Prozent setzen sich nämlich mit aller Macht dafür ein, ihren zerstörerischen Reichtum zu behalten.
Das zeigt sich insbesondere seit Musk Donald Trumps Wahlkampf mit einer Viertel Milliarden Dollar unterstützt hat. Trump hat Musk nach seinem Wahlsieg in den USA als Leiter des DOGE (Department of Government Efficiency) eingesetzt. Als persönlicher Berater und Leiter von DOGE hat Musk bereits US AID, die internationale Entwicklungshilfe der USA aufgelöst und Gelder im Gesundheits- und Bildungssystem gekürzt. Er bezeichnet Regierungsausgaben z. B. für Workshops zu gendergerechter Sprache oder Belange von Menschen mit Behinderungen als „Waste“. Ingesamt, so legt ein Bericht von Public Citizen [https://www.citizen.org/news/new-report-elon-musk-has-conflict-of-interest-at-over-70-of-doges-targets/] nahe, hatte Musk in 70% der Fälle, in denen Regierungsabteilungen von DOGE umstrukturiert wurden, eigene Interessen. Doch Musk beschränkt sich nicht nur auf Amerika. Er mischte sich auch in den diesjährigen Wahlkampf in Deutschland ein, unterstützte die AFD und tätigte holocaustrelativierende Aussagen.
Seit dem 15. Februar gibt es deswegen sowohl in den USA als auch weltweit immer wieder Protestaktionen mit Versammlungen vor Tesla-Showrooms oder gesprayten Botschaften gegen Musk. Unter dem Namen „Tesla Takedown“ wollen Aktivisti Menschen dazu bewegen keine weiteren Tesla zu kaufen, um Musk zu schaden. „Stopping Musk will save lives and our democracy“ schreibt die Bewegung auf ihrer Website.
Einen Tesla ausstellen ist keine wertneutrale Aussage! Das war es im Sommer 2024 nicht und mit dem aktuellen Kontext seit der US-Wahl schon dreimal nicht.
Soweit zum Hintergrund der Botschaften vor der Galerie.
Lange stehen die Botschaften dort allerldings nicht. Schon am nächsten Morgen sind Personen mit Schrubber und Seifenwasser, dabei den Schriftzug zu entfernen. Inwiefern diese Reiniungsmittel bei „Lacksprühfarbe“ den gewünschten Effekt hervorgebracht hätten, ist anzuzweifeln. Sicher ist allerdins: die Galerie hat offensichtlich kein Interesse an derartigen Hinweisen auf den dort ausgestellten Tesla.
Wer unbequeme Wahrheiten über techno-optimisitsche, falsche Lösungen wie E-Autos und klimawandelleugnende, menschenfeindliche Unternehmer wie Musk öffentlich macht, wird verfolgt. Dabei finden wir, dass nicht nur auf Nahrungsmitteln Inhaltsstoffe stehen sollten, sondern eben auch auf einem Tesla. Wenn die Galerie in Flensburg einen solchen ausstellt, ohne das Auto selbst und den dahinter stehenden Unternehmer zu kontextualisieren, ist sie mit verantwortlich für Vertreibung und Mord in Chile, Trinkwasserkrise in Berlin-Brandenburg und die Stärkung von patriachalen Männerfantasien.
Sprühkreide ist kein Verbrechen! Teslas bauen schon! Kommt deswegen am Montag, den 16.06.2025 um 13 Uhr zum Flensburger Amtsgericht, um die Angeklagten zu unterstützen!