Hier ein paar Statements von Personen, die heute am Landgericht Flensburg zu Beginn des zweiten Verhandlungstages im Gerichtssaal das Aufstehen verweigert haben:

„Wir haben Frau Bauer bereits am ersten Verhandlungstag und in einem anderen Verfahren erlebt. Sie interessiert sich überhaupt nicht für das Vorbringen der jeweils Angeklagten. Dieser Person im speziellen und dieser gesamten Institution werde ich keine Ehre erweisen, indem ich aufstehe. Es mag wie eine Kleinigkeit wirken, aber die drastische Reaktion von Frau Bauer zeigt, dass es das eben nicht ist. Das rituelle Aufstehen ist ein Akt der Unterordnung und der Ehrerbietung. Genau das verweigern wir.“

 

„Ich bleibe sitzen, auch wenn ich es hasse, eingesperrt zu sein. Gerade weil ich die Freiheit liebe, kann ich diesem Gericht keine Höflichkeit zeigen. Ich habe keinen Respekt vor Richterin Bauer, die täglich Menschen einsperren lässt, weil sie kein Geld hatten und deshalb geklaut haben, weil sie vor einem Polizeiauto im Weg standen, weil sie sich gegen eine Räumung ihres Zuhauses zur Wehr setzen oder eben weil sie sich weigern, ihre Autorität anzuerkennen. Sie kann uns einsperren, aber nicht brechen. Ich werde diesen Staat niemals lieben. Mit jeder weiteren Machtdemonstration zeigt das Gericht nur, welche absurden Formen die Herrschaftssicherung annimmt, wenn sich Menschen der üblichen Unterordnung verweigern. Wege zu Freiheit und Glück führen nicht über die Justiz, sondern über die brennenden Trümmer von Knästen, Polizeistationen und Gerichten.“

 

„Ich stehe nicht auf, weil ich der Richterin zeigen möchte, dass ich mich von ihren völlig überzogenen Maßnahmen nicht einschüchtern lasse. Ich habe keinen Respekt vor jemanden, der meine Freund*innen bestraft und einsperrt. Das wird sich auch durch ein albernes Ritual, wie das aufstehen vor Gericht, nicht ändern.“

 

„Das Aufstehen vor Gericht steht symbolisch für eine untertänige Gesinnung und ein obrigkeitsstaatliches Verständnis, das längst nicht mehr zeitgemäß ist. Wer Ehrenrituale erzwingen will, hat echte gegenseitige Achtung zwischen Menschen eigentlich sowieso nicht verstanden. Wenn sinnloser zeremonieller Gehorsam oder die Eitelkeit einer schwerst beleidigten Autoritätsperson dann auch noch wichtiger sein soll als die Freiheit eines Menschen, ist jede Verhältnismäßigkeit verloren. Wo Gehorsam und Unterwerfung so weit hochgehalten werden, wird auch noch fügsam zugesehen, wenn die Nachbar*in deportiert wird und mitgemacht, wenn ein Dikator Schießbefehl gibt. Bevor es dahin kommt, bleib ich lieber jetzt schon sitzen.“