Vorbemerkung:

Der folgende Text ist nicht mehr aktuell. Widerstand 2020 existiert nicht mehr. Daraus hervorgegangen sind die beiden neuen Parteien „Wir 2020“ und „Die Basis“. Texte von uns dazu findet ihr hier und hier.

 

Was zur Hölle wollt ihr eigentlich?

Widerstand 2020 ist nach der eigenen Satzung eine Partei. Offiziell wird die Bewegung allerdings nicht als Partei gezählt, da ein Parteiprogramm derzeit nicht existiert. Außerdem ruft Widerstand2020 in der eigenen Satzung zu anonymen Spenden auf (§11 der Satzung). Diese sind nach dem Parteigesetz jedoch nicht in einem solchen Rahmen zulässig.

Gegründet wurde Widerstand 2020 von dem Rechtsanwalt Ralf Ludwig, dem HNO-Arzt Bodo Schiffmann und der Psychologin Victoria Hamm. Victoria Hamm zog sich aus dem Sprecherkommitee am 10.5.2020 zurück. Offiziell nennt Widerstand 2020 öffentliche Anfeindungen als Rücktrittsgrund. Hamm selbst kritisiert Entscheidungen der Bewegung, mit denen sie sich nicht identifizieren könne. Bodo Schiffmann veröffentlicht auf YouTube Videos über den Kanal der Schwindelambulanz Sinsheim und erweckt dabei den Eindruck, über eine ähnliche Expertise wie Virolog*innen zu verfügen. Zu Interviews trifft sich Bodo Schiffmann mit Formaten wie KenFM und Rubikon, die als klassische Schnittstelle zwischen Querfrontlinken und Rechtsextremen fungieren. Schiffmann kritisiert in den Videos und Interviews unter anderem die Regierung dafür, die Bedrohung von COVID-19 zu überzeichnen. Er verharmlost die Gefahren durch COVID-19 und erklärt, dass das Virus lediglich für die Risikogruppe lebensgefährlich sei. Dies ist wissenschaftlich wiederlegt. Auch junge Menschen ohne Vorerkrankung sterben an Corona oder haben mit starken Folgeschäden zu kämpfen.

Außerdem vergleicht Schiffmann in Interviews die Corona-Maßnahmen mit dem Ermächtigungsgesetz, das Adolf Hitler 1933 in die Diktatur gehoben hat. Damit verharmlost und relativiert Schiffmann die Übernahme Deutschlands durch Hitlers Regime.

Die Internetseite ist sehr oft nicht erreichbar. Widerstand2020 nennt als Begründung dafür eine Überlastung und Hackerangriffe. Auf der Website befand sich ein Liveticker mit den neu angemeldeten Mitglieder. Mitte Mai waren es etwa 105.000 Mitglieder, während die facebook-Seite Anfang Mai lediglich etwa 3200 Menschen gefiel. Diese hohe Differenz ist eine sehr hohe, die beispielsweise dadurch entsteht, dass die Registrierung auf der Website sehr einfach ist und dabei sowohl auf Mitgliedsbeiträge als auch auf die Überprüfung der Mailadresse oder der Menschlichkeit des Mitgliedes verzichtet. So wurden beispielsweise auch Haustiere registriert. Ende Mai stellte die „Bewegung“ richtig, dass lediglich 30 – 50 verifizierte Mitglieder registriert seien.

Inhaltlich ist die Website sehr schwach aufgestellt. Es werden Punkte aufgelistet, die „wir zusammen anders machen“. Wer genau „wir“ ist, bleibt an dieser Stelle offen. Die aufgelisteten Punkte sind dabei reine Phrasen, wie beispielsweise „Die Bedürfnisse der Bevölkerung“, „Unser Schulsystem“ oder „Wir lieben Nachhaltigkeit“. Es gibt keine konkreten Forderungen oder Ziele der Bewegung. Die aufgezählten Punkte werden auch nicht näher erläutert. Ergänzt wird die Homepage noch um einen Blog mit derzeit zwei vorhandenen Beiträgen. Beispielsweise wird in einem der Blogeinträge folgendes gefordert: „Mitmachpolitik für ein starkes Volk, was gesehen und gehört wird.“ Gerade im Kontext der deutschen Geschichte ist dieses Zitat äußerst problematisch. Praktischerweise distanziert sich Widerstand2020 direkt im Vorfeld vom Inhalt der Blogs: „Bitte denk daran, dass es sich bei Blog-Beiträgen um die freie Meinung des Verfassers handelt. Genau dafür kämpfen wir und deshalb bitte ich dich darum, dass du dich nicht auf Grund eines Blogs, der dir eventuell nicht gefällt, leiten lässt.“ Wer also ein Problem mit den Inhalten der Blogs hat, soll sich darüber keine Gedanken machen und Differenzen einfach weg-ignorieren?

Als Erkennungsmerkmal tragen die Widerstand 2020-Mitglieder eine so genannte Querdenker-Bommel. Dabei handelt es sich um eine Kugel aus Alufolie, die an einem Band um den Hals getragen oder an der Kleidung befestigt werden soll.

Inhaltlich besteht die Bewegung derzeit also vor allem aus dem Protest gegen die Corona-Maßnahmen. Andere konkrete Themen oder Positionen werden nicht benannt. Die Bedeutung der Bewegung Widerstand 2020 als Partei ist bisher also minimal. Soziologen und Extremismusforscher warnen allerdings vor einer rechtsextremen Vereinnahmung der Bewegung, da diese schon jetzt eine Plattform für Unzufriedene, Verschwörungstheoretiker*innen, Impfgegner*innen und Antisemit*innen bietet.

Quellen: